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Tipps für ein kühles Herz im Sommer

Es ist Sommer, die Sonne scheint und die Temperaturen klettern auf über 25 °C. Für viele Menschen klingt das nach Paradies! Vor allem für Herzpatienten bedeutet Sommerhitze aber oft eine besonders hohe Belastung für den Körper. Mit den folgenden Tipps können Sie den Sommer besser genießen und sich und Ihr Herz für die warme Zeit wappnen. Los geht’s!

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Auf einen Blick

Bei hohen Temperaturen kann der Blutdruck abfallen und es kann zu Konzentrationsstörungen, Muskelkrämpfen und Herzrhythmusstörungen kommen. Messen Sie deshalb am besten mehrmals täglich Ihren Blutdruck, um Abweichungen zu erkennen.

Die richtige Trinkmenge und ein stabiler Blutdruck sind während Hitzeperioden besonders wichtig! Besprechen Sie mit Ihrem Arzt Ihre Blutdruckwerte, Ihre Medikamenteneinstellung und Ihre empfohlene Trinkmenge. Im Idealfall vor Beginn einer Hitzeperiode. Gemeinsam passen Sie Ihre Therapie an und sind für die warmen Tage besser vorbereitet.

Entspannt durch den Sommer schaffen Sie es, mit ausreichend Pausen und den folgenden 6 Schritten in der Morgenroutine:

  1. Machen Sie es sich leicht, ausreichend Flüssigkeit am Tag zu trinken
  2. Tragen Sie luftige und schützende Kleidung
  3. Cremen Sie sich mit Sonnencreme (z.B. mit Lichtschutzfaktor 50+) ein
  4. Schmücken und schützen Sie sich mit einer Kopfbedeckung
  5. Legen Sie Sporteinheiten auf kühlere Tageszeiten oder in klimatisierte Sportstätten
  6. Messen Sie Ihren Blutdruck regelmäßig (z.B. morgens und abends)

Studien zeigen: Hitze erhöht das Risiko für Herzerkrankungen

Wenn die Temperatur ansteigt, steigt auch die Zahl der Patienten mit Herzerkrankungen, Herzinfarkt oder Schlaganfall. Eine in Kanada durchgeführte Studie konnte zeigen: bei schon nur moderat erhöhten Temperaturen treten 6 % mehr Herzerkrankungen auf, als bei niedrigeren Temperaturen! Dabei wirken sich insbesondere lange und starke Hitzeperioden negativ auf den Verlauf von Herzerkrankungen aus.

Das bedeutet: schon bei leichter Hitze ist es bei Herzproblemen oder nach einem Herzinfarkt wichtig, sich vor erhöhten Temperaturen zu schützen. Mit den Tipps aus diesem Artikel können Sie sich gut auf Hitzeperioden vorbereiten. 

Wie wirkt sich Hitze auf mein Herz aus?

Im Sommer steigen die Temperaturen. Die Sonne gibt Ihr Bestes, keine Wolke und kein laues Lüftchen in Sicht – es ist heiß und wir beginnen zu schwitzen. Bis zu 1,5 Liter Schweiß pro Stunde. Erhitzt sich unser Körper, transportiert er die Hitze normalerweise über den Kreislauf und die Haut in Form von Schweiß wieder nach außen. Deshalb weiten sich die Blutgefäße, um die Durchblutung zu fördern und Wärme besser abgeben zu können. So kühlt sich unser Körper ab.

Personen mit einer Herzschwäche haben häufig eine verminderte Herzleistung und einen niedrigen Blutdruck. Kommt es nun zu hohen Temperaturen, kann die zusätzliche Weitung der Blutgefäße zu niedrige Blutdruckwerte hervorrufen. Das führt zu Erschöpfungszuständen, Konzentrationsstörungen, Muskelkrämpfen und in seltenen Fällen sogar zu Herzrhythmusstörungen.

Um dem vorzubeugen, können Sie einiges tun. Mehr dazu erfahren Sie in den nächsten Abschnitten!

Das sollten Sie mit Ihrem Arzt besprechen

Ob Urlaub oder heimischer Sommer – Ihnen steht eine Hitzewelle bevor? Dann ist jetzt genau der richtige Zeitpunkt, um sich vor der Hitze zu wappnen und mit Ihrem Arzt folgende Dinge zu besprechen:

Ihren Blutdruck und blutdrucksenkende Medikamente

Durch die Weitung der Blutgefäße bei sommerlichen Temperaturen sinkt unser Blutdruck ab. Messen Sie deshalb vor allem an heißen Tagen regelmäßig Ihren Blutdruck. Am besten zweimal täglich, morgens und abends. So können Sie mögliche Veränderungen Ihres Blutdrucks, z.B. einen zu niedrigen Blutdruck, selbst erkennen. 

Bei längeren Hitzeperioden sollte die Einnahmemenge der blutdrucksenkenden Medikamente (z.B. ACE-Hemmer, Sartane, Calciumantagonisten) bei manchen Patienten vorübergehend angepasst werden. So wird ein extremer Blutdruckabfall vermieden.

Sprechen Sie Veränderungen Ihres Blutdrucks bei Ihrem Arztbesuch an. Ihr Arzt kann Sie unterstützen, sicher durch die warme Zeit zu kommen, z.B. durch Medikamenteneinstellungen.

Ihre Flüssigkeitszufuhr

Leiden Sie zudem unter Herzschwäche (Herzinsuffizienz) und nehmen Sie entwässernde Medikamente (z.B. Diuretika) ein? Dann wird Ihrem Körper bereits ohne vorherrschende Hitze viel Flüssigkeit entzogen. Dadurch kann der Blutdruck zusätzlich zum Flüssigkeitsverlust durch vermehrtes Schwitzen weiter absinken. So kann sich das Risiko von Schwindel oder gar eines Kreislaufzusammenbruchs mit möglicher Bewusstlosigkeit erhöhen. Aber vor allem bei Betroffenen einer Herzinsuffizienz kann es auch zu viel Flüssigkeit sein! Dann schafft es das Herz nicht mehr, das vermehrte Blutvolumen durch den Körper zu pumpen. So sammelt sich Wasser z.B. in den Beinen an. Achten Sie deshalb darauf, dass Sie ausreichend trinken – aber nicht zu viel! 

Deshalb gilt insbesondere für Patienten mit Herzschwäche: Besprechen Sie neben der Anpassung Ihrer Medikamente auch die für Sie geeignete tägliche Trinkmenge mit Ihrem Arzt!

6 einfache Schritte für Ihre Morgenroutine, um gut durch den Sommer zu kommen

Nehmen Sie es auch selbst in die Hand! Eine sommerliche Morgenroutine stellt die Weiche für einen entspannten Tag und gibt Ihnen das befriedigende Gefühl, für (fast) alles, was der Tag zu bieten hat, gewappnet zu sein. So können Sie verhindern, dass Ihnen die Hitze zu Kopf steigt!

Und so geht’s:

Schritt 1: Wasser trinken und hydriert bleiben

Trinken Sie ausreichend Wasser oder ungesüßte Tees (mind. 1,5-2 L). Füllen Sie sich die ausreichende Trinkmenge morgens, z.B. gleich nach dem Frühstück, in saubere Flaschen ab. Dabei hilft das Motto: Die Flaschen müssen abends komplett leer sein! So können Sie sicher gehen, dass Sie tagsüber genug trinken. Eine echte Erfrischung ist z.B. ein selbstgemachter Eistee ohne Zucker oder Wasser mit Beeren und Minze (ein einfaches Rezept dafür finden Sie im Artikel „4 herzgesunde Rezepte für den Sommer“). 

Extra-Tipp: Auch wenn uns bei brütenden Temperaturen nach Eisgekühltem ist: Lauwarme Getränke kühlen besser als eiskalte! Wieso? Der Körper muss kalte Flüssigkeit erst erwärmen, ehe sie ins Blut gelangt. Durch diese Arbeit wird uns wärmer und wir schwitzen mehr. So geht ein Teil der Flüssigkeit gleich wieder verloren.

Achtung: Sollten Sie von einer Herzinsuffizienz betroffen sein, besprechen Sie die für Sie geeignete Trinkmenge bitte mit Ihrem Arzt. 

Schritt 2: Setzen Sie auf luftige Kleidung

Zu dicke oder enge Kleidung verhindert, dass sich der Körper effektiv abkühlt. Daher gilt: je luftiger, desto besser! 

Vor allem an Körperstellen, wo sich die Haut berührt, staut sich die Wärme. Versuchen Sie deshalb, vor allem Ihren Achseln viel Luft zum Atmen zu lassen! Empfehlenswert ist lockere, weite Kleidung, z.B. eine bequeme Shorts, ein weites Oberteil aus Leinen oder ein weites Kleid.

Schritt 3: Eincremen, denn braun wird man trotzdem

Die Sonne hat ganz schön viel Kraft und unsere empfindliche Haut, vor allem im Gesicht, ist ihr oft schutzlos ausgeliefert. Doch dagegen gibt es zum Glück Sonnencreme! Verwenden Sie deshalb am besten jeden Morgen im Gesicht eine Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 50+. Bevor Sie sich mit dem Körper in die Sonne begeben, gönnen Sie auch den restlichen Körperteilen Sonnenschutz. Der Mythos, dass man mit Sonnencreme nicht braun wird, ist übrigens überholt! Man bräunt sich schonender und der gesunde Teint hält sich länger.

Extra-Tipp: Knüpfen Sie das Eincremen doch direkt ans Zähneputzen an. Wenn die Tube Sonnencreme direkt neben der Zahnbürste steht, denken Sie automatisch daran.

Schritt 4: Hut, Kappe, Tuch – schützende Mode für Ihren Kopf

Haben Sie sich schon mal nach einem langen Tag am Badesee oder nach einer sonnigen Wanderung richtig müde und schlapp gefühlt? Das kommt oft davon, dass wir dazu neigen, unseren Kopf nicht ausreichend zu schützen. Dabei können Kopfbedeckungen viel mehr als nur Modeaccessoires sein! Schützen Sie sich vor einem Sonnenstich und tragen Sie Hüte oder Kappen, vor allem während der Mittagszeit. 

Extra-Tipp: Sie neigen dazu, Hut oder Kappe zu vergessen? Dann packen Sie eine Extra-Kopfbedeckung in Ihre Tasche oder ins Auto. So haben Sie immer einen Kopfschutz dabei, wenn Sie rausgehen.

Schritt 5: Sportliche Aktivitäten in der Früh oder spätabends 

Regelmäßige Bewegung fördert unsere Herzgesundheit (mehr dazu lesen Sie im Artikel „Wie sollte ich mich mit Herzerkrankung oder nach einem Herzinfarkt bewegen?“). In der Mittagssonne kann Sport jedoch schnell zu Überhitzung führen. Deswegen gilt bei hohen Temperaturen: Legen Sie Ihre Bewegungseinheiten auf den kühleren Morgen vor dem Frühstück. Alternativ könnten Sie auch auf die milderen Abendstunden ausweichen oder in klimatisierten Sportstätten trainieren.

Schritt 6: Behalten Sie Ihren Blutdruck im Blick

Ihr Blutdruck kann bei hohen Temperaturen ganz schön schwanken. Sie können diese Schwankungen selbst erkennen, wenn Sie regelmäßig Ihren Blutdruck messen. Messen Sie also z.B. gleich morgens nach dem Aufstehen und zusätzlich abends, bevor Sie sich schlafen legen. 

Extra-Tipp: Legen Sie sich Ihr Blutdruckmessgerät an einen Ort, den Sie morgens und abends immer sehen. So werden Sie automatisch ans Messen erinnert. Wie wäre es z.B. auf dem Nachttisch oder im Bad?

Extra-Tipp: Machen Sie es wie die Südländer

Die Welt dreht sich gefühlt im Süden etwas langsamer, nutzen Sie das auch für sich! Viele Menschen in südlichen Ländern machen zur heißesten Zeit des Tages eine Pause – die sogenannte Siesta. Gönnen Sie sich Ihre eigene Siesta und legen Sie einen Mittagsschlaf ein. So entkommen Sie den heißen Sonnenstrahlen und starten frisch und erholt in den (kühleren) Rest des Tages! Es ist total okay und sogar sehr wichtig, wenn Sie sich bei hohen Temperaturen mehr Pausen gönnen. Am besten an einem schattigen Plätzchen.

Generell gilt: Im Sommer ist Vorbereitung die halbe Miete, Achtsamkeit gegenüber den eigenen Bedürfnissen die andere Hälfte. Bereiten Sie sich mit Ihrem Arzt und den 6 Schritten am Morgen auf sommerliche Temperaturen vor. Der Sommer wird gut!

Möchten Sie Ihre Medikamenteneinnahme und Symptome im Blick haben? Dann schauen Sie sich doch einmal den Medikamenten- und Gesundheitscoach in der Vantis App an!

Extra-Tipp: Der Medikamenten und Gesundheitscoach

Bitte wenden Sie sich im Zweifel, insbesondere wenn Sie Herzpatient sind oder ein erhöhtes Risiko für einen Herzinfarkt oder andere Herzkrankheiten haben, stets an Ihren Arzt. Kontaktieren Sie bei Verdacht auf einen Herzinfarkt unverzüglich den Notruf unter 112.

  1. Herzprobleme bei Hitze | Herzstiftung. https://www.herzstiftung.de/ihre-herzgesundheit/gesund-bleiben/klima-und-umwelt/herzprobleme-bei-hitze (zuletzt abgerufen am 22.06.2022).

  2. Hitzewelle: 5 Tipps für Herzpatienten. Kardiologie.org. https://www.kardiologie.org/ischaemische-herzerkrankungen-koronare-herzkrankheit–khk/herzinsuffizienz/hitzewelle–5-tipps-fuer-herzpatienten/16855924 (zuletzt abgerufen am 22.06.2022).

  3. Extreme Hitze: Was müssen Herzpatienten beachten? | Deutsche Herzstiftung e.V. https://www.herzstiftung.de/service-und-aktuelles/presse/pressemitteilungen/extreme-hitze (zuletzt abgerufen am 22.06.2022).

  4. Hitze-Tipps für den Sommer. München Klinik. https://www.muenchen-klinik.de/herz-kreislauf-erkrankungen/hitze-tipps/ (zuletzt abgerufen am 22.06.2022).

  5. Bai, L.; Li, Q.; Wang, J.; Lavigne, E.; Gasparrini, A.; Copes, R.; Yagouti, A.; Burnett, R. T.; Goldberg, M. S.; Cakmak, S.; Chen, H. Increased Coronary Heart Disease and Stroke Hospitalisations from Ambient Temperatures in Ontario. Heart 2018, 104 (8), 673–679. https://doi.org/10.1136/heartjnl-2017-311821.

  6. Zacharias, S.; Koppe, C.; Mücke, H.-G. Influence of Heat Waves on Ischemic Heart Diseases in Germany. Climate 2014, 2 (3), 133–152. https://doi.org/10.3390/cli2030133.

  7. Heißere Sommer, höheres Sterberisiko: Diese Gruppen trifft es besonders. springermedizin.de. https://www.springermedizin.de/koronare-herzerkrankung/herz-kreislauf-erkrankungen-in-der-hausarztpraxis/heissere-sommer–hoeheres-sterberisiko–diese-gruppen-trifft-es-besonders/20270114 (zuletzt abgerufen am 22.06.2022).

  8. Isenschmid, R. Physiologie der Wärmeregulation. In Wärme- und Wasserhaushalt Umweltfaktoren · Schlaf · Altern und Sterben · Konstitution und Vererbung: Correlationen III; Adler, L., Bauer, J., Caspari, W., Ebbecke, U., v. Economo, C., Freund, H., Herbst, C., Hirsch, S., Hoche, A., Hoffmann, H., Hoffmann, R. W., Isenschmid, R., Jodlbauer, A., Kestner, O., Knipping, H. W., Korschelt, E., Lenz, F., Linke, F., Meyer, E., Meyer, H. H., Nonnenbruch, W., Parnas, J. K., Pick, E. P., Schade, H., Schultz, J. H., Siebeck, R., Stoppel, R., Strasburger, J., Eds.; Handbuch der Normalen und Pathologischen Physiologie; Springer: Berlin, Heidelberg, 1926; pp 3–85. https://doi.org/10.1007/978-3-642-50695-6_1.

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